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Zum Thema » Nichts vernichtet Geld schneller und zuverlässiger als Pferdezucht! schreibt uns die bekannte und langjährige Züchterin Nicola Lang aus Süddeutschland einmal die Situation aus Züchtersicht.

Nutzen Sie die Möglichkeit, dazu im Diskussionsforum mit anderen Interessierten sich auszutauschen.


» Nichts vernichtet Geld schneller und zuverlässiger als Pferdezucht!
... Vielleicht kann sich der eine oder andere noch an diesen Bericht in der CAVALLO erinnern.

Ich möchte an dieser Stelle versuchen, das Thema Pferdekauf und Preisgestaltung aus meiner Sicht als Züchter zu betrachten und darzustellen, wie der Preis für ein junges Pferd zustande kommt.

Oft, sehr oft fragt mich die interessierte Kundschaft, warum ein 3-Jähriger EUR 6.000,-- kosten soll, wenn doch der ganze „Pferdemarkt“ voll ist von ganz braven, gerittenen Quarter Horses für um die EUR 4.000,-- (von Privat). Hier folgt die Antwort.

Zu aller erst möchte ich schildern, was ich schon oft mit Kunden erlebt habe:

Manche Interessenten entschließen sich nicht zum Kauf ihres Traumpferdes, weil ihnen der Preis z.B. EUR 500,-- bis EUR 1.000,-- zu hoch ist und die Verhandlungen nicht das gewünschte Ergebnis bringen. Soweit so gut.

Wenn ich dann darauf hinweise, dass ein Pferd, das man mit etwa 3 Jahren kauft und welches ein normales Pferdealter von etwa 25 Jahren erreicht, in dieser gesamten Zeit rund EUR 100.000,-- kostet, dann werde ich oft sehr erstaunt angeschaut.

Diese Rechnung ist ganz einfach und nachvollziehbar. Bei einer normalen Stallmiete von rund EUR 250,-- pro Monat, zuzüglich Hufschmied, Wurmkuren, Versicherung und Impfungen muss das Pferd in dieser Zeit NICHT einmal krank werden! Die Tierarztkosten kommen also noch dazu. Kosten für Zubehör, usw. sind hier ebenfalls nicht berücksichtigt.

Aus diesem Grund kann ich nicht nachvollziehen, dass es beim Kauf wegen EUR 500,-- oder EUR 1.000,-- gelegentlich grösste Bedenken gibt, oder letztlich gar ein Pferd „zweiter Wahl“ wegen eines solch geringen Preisunterschiedes genommen wird.
Ein billigeres Pferd muss natürlich nicht unbedingt automatisch schlechter sein. Man kann durchaus sehr gute Pferde für kleines Geld kaufen, wenn man etwas Zeit und Glück hat. Es wird immer mal wieder z.B. ein „Scheidungsopfer“ sehr günstig angeboten.

Wie setzen sich die „Entstehungskosten“ eines 3-jährigen Pferdes – BEIM ZÜCHTER – zusammen?

(Natürlich ist dies nur ein ungefährer Anhaltspunkt und von Züchter zu Züchter sehr unterschiedlich).

Ich werde keine Abschreibung und Instandhaltungskosten für die Anlage des Züchters mit einrechnen, obwohl dies natürlich ebenfalls zu berücksichtigen wäre.


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Anschaffung Zuchtstute:
Gehen wir von einer durchschnittlichen Kaufsumme von EUR 5.000,-- aus. Nur um einmal eine Zahl zu nennen (man kann durchaus auch Stuten für ein Vielfaches kaufen). Gehen wir von einer Nutzzeit als Zuchtstute von 10 Jahren aus, sind dies Kosten von EUR 500,-- pro Fohlen alleine für die Anschaffung der Mutter.

Decksprung:
Gehen wir von einer mittleren Decktaxe von EUR 750,-- aus (auch hier gibt es weitaus teurere Bedeckungen). Um gleich dem Einwurf „… der Züchter hat den Hengst ja sowieso bei sich und das kostet ja nix…“ entgegenzuhalten: Der Hengst wird beworben, es wird z.B. NRHA und DQHA einbezahlt und er muss das ganze Jahr gefüttert und versorgt werden... Gehen wir also von diesen EUR 750,-- aus.

... wir sind also schon bei EUR 1.250,--
bevor es losgehen kann...


Nun Tupferprobe, Ultraschall, usw.: rechnen wir einmal ganz gering mit EUR 150,-- (3 – 4 x Ultraschall + Tierarzt + Labor).

... Wir sind also bei EUR 1.400,--

... und nun ist hoffentlich die Stute tragend! Wenn wir anfangen zu rechnen, was passiert, wenn die Stute ein Jahr nicht aufnimmt oder ein lebensschwaches Fohlen bekommt, dann sind wir schnell bei anderen Summen. Aber wir gehen hier nur mal vom Bestfall für den Züchter aus.

... Die Stute trägt ...
Nun heißt es: zusätzliche Impfungen für die Stute (Virusabort) und bei einer Tragezeit von 11 Monaten + 4 Wochen Pause bis diese wieder tragend ist, rechnen wir grob mit EUR 100,-- Tierarzt, EUR 150,-- Schmied, sowie Futter- und Pflegekosten für 1 Jahr mit EUR 1.200,--.
Alles geht gut, das Fohlen kommt in einer schlaflosen Nacht morgens gegen 4:20 Uhr zur Welt...

Und schon hat es den Züchter beim ersten Atemzug, wenn es denn hoffentlich diesen ohne tierärztliche Hilfe auch tut, EUR 2.850,-- gekostet...

Der Idealfall wäre, man verkauft das „Kleine“ von der Mutter weg für z.B. EUR 4.000,--. Das klingt erst einmal gut. Für den Käufer natürlich dennoch ein erstaunlicher Betrag, da er ja in der Zeitung für diesen Preis immer wieder gerittene Pferde dieser Rasse finden kann.

Für den Züchter aber heißt es, vom Nettobetrag (also ohne MWSt.) von rund EUR 3.740,-- ausgehend, bleiben noch EUR 890,-- an diesem Pferd für ein ganzes Jahr. Vor Steuer !!!

Das macht pro Monat etwa EUR 75,-- für ein „produziertes“ Fohlen, welches zu einem guten Preis verkauft wird, nicht krank war, eine leichte Geburt hatte und verkauft wurde, bevor es zum ersten mal Hufschmied gesehen hat. Der optimale Verlauf also.

Mal Hand aufs Herz: Füttern, Misten, halfterführig machen, einfachste Grundregeln, usw. beibringen….. für EUR 75,-- Monatslohn? Wer hier an dieser Stelle überzeugt ist, er selbst würde das auch tun, sollte uns bitte sofort seine Bewerbungsunterlagen schicken!

Quelle wittelsbuerger.com

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