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Doch ist auch die deutsche Pferdewirtschaft von diesen Veränderungen
betroffen? Oder führt die Möglichkeit, Hobby und Beruf
miteinander verbinden zu können, zu einem nicht nachlassenden
Quell an geeigneten Mitarbeitern für die verschiedenen Sektoren
innerhalb der deutschen Pferdewirtschaft? Wie gehen Betriebsleiter
und Personaler im Rahmen der Personalrekrutierung vor und welche
Erfahrungen haben sie bei der Mitarbeitersuche in den vergangenen
Jahren gemacht? Und umgekehrt: Welche Erfahrungen haben Arbeitnehmer
und Arbeitsuchende im Rahmen ihrer Berufstätigkeit in der
Pferdewirtschaft gemacht? Haben sie ihren Traumberuf gefunden?
Wenn ja, wie?
Doch zunächst zu den Strukturen: Die größte Zahl
der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Pferdewirtschaft ist im
Primärsektor zu finden, auch drei Viertel der Arbeitsuchenden
wären gerne in diesem Sektor tätig. Während über
drei Viertel der Arbeit gebenden Pferdebetriebe der Pensionspferdehaltung
zuzuordnen sind, sind die Arbeitnehmer überwiegend in Pferdebetrieben
mit der Ausrichtung „Ausbildung, Beritt bzw. Korrektur“
(69 Prozent) und / oder „Turniersport“ (63 Prozent)
tätig. Auch unter den Arbeitsuchenden sind dies die beliebtesten
Ausrichtungen (78 Prozent bzw. 64 Prozent). Am häufigsten
beschäftigen die Arbeitgeber Pferdepfleger, Stall- und Hofpersonal
(84 Prozent) sowie Bereiter, Trainer bzw. Ausbilder (48 Prozent).
Diese Berufsfelder sind auch die am häufigsten von den Arbeitnehmern
genannten. Die Arbeitsuchenden sehen ihre berufliche Zukunft als
Führungskraft, als Bereiter, Trainer bzw. Ausbilder oder
in dem Bereich „Produktentwicklung, Marketing und Kommunikation“.
Geht es um die Ausbildung des Personals, bevorzugen Arbeitgeber
(78 Prozent) deren praktische Ausbildung – insbesondere
zum Pferdewirt (61 Prozent). Allerdings haben nur 38 Prozent der
Arbeitnehmer und 15 Prozent der Arbeitsuchenden eine Ausbildung
zum Pferdewirt absolviert bzw. absolvieren diese gerade.
Die befragten Arbeitnehmer, die über durchschnittlich zwölf
Jahre Berufserfahrung verfügen, drei Arbeitgeber in ihrem
Berufsleben hatten und seit fünf Jahren in ihrem aktuellen
Arbeitsverhältnis
beschäftigt sind, sind überwiegend mit ihrer aktuellen
beruflichen Situation zufrieden und werden in den nächsten
Jahren ihrem Arbeitgeber treu bleiben. 35 Prozent planen, sich
innerhalb der nächsten zwei Jahre in der Pferdewirtschaft
neu zu orientieren. Die Arbeitnehmer heben an ihrem Beruf als
besonders positiv den Beruf als solchen, der auch die Zusammenarbeit
mit Mensch und Tier beinhaltet, hervor. Als besonders negativ
benennen sie schlechte Bezahlung und schlechte Arbeitszeiten.
48 Prozent der Arbeitgeber fällt es (eher) schwer, geeignete
Bewerber für die zu besetzenden Stellen zu finden, wobei
ihrer Erfahrung nach nicht die Zahl der Bewerbungen das Problem
ist, sondern vielmehr die Qualität der Bewerber. Hier stellen
sie eine abnehmende physische und psychische Belastbarkeit, abnehmendes
Fachwissen sowie eine fehlende Arbeitseinstellung fest. Als positiv
heben sie verbesserte „Soft skills” (z. B. verbesserte
persönliche und soziale Kompetenzen) sowie ein größeres
theoretisches Fachwissen der Arbeitnehmer hervor.
Bei den aktuellen Kontaktmöglichkeiten zwischen Arbeitgebern
und -suchenden besteht Luft nach oben: Zwar sind knapp 43 Prozent
der Arbeitgeber mit den aktuellen Möglichkeiten zufrieden,
auf Seiten der Arbeitsuchenden hingegen nicht einmal ein Drittel.
Eine Begründung hierfür könnte u.a. sein, dass
60 Prozent der Arbeitgeber kein Erfordernis darin sehen, im Rahmen
der Personalrekrutierung ihres Betriebes bzw. Unternehmens etwas
umzustellen bzw. neue Wege zu gehen.
Die Studie bestätigt, dass der Fachkräftemangel auch
in der Pferdewirtschaft angekommen ist. Eine mögliche Ursache
hierfür kann darin gesehen werden, dass sich Arbeitgeber
und Arbeitnehmer bzw. Arbeitsuchende hinsichtlich ihrer Anforderungen
an ihre Berufstätigkeit voneinander entfernen. Während
sich die Arbeitsuchenden beispielsweise immer stärker akademisch
qualifizieren, suchen die Arbeitgeber vor allem verlässliche
Mitarbeiter für die Praxis. Maßnahmen, um dem Fachkräftemangel
seitens der Arbeitgeber effektiv entgegenzuwirken, bestehen darin,
neben einer Anpassung der Vergütung und Arbeitszeitenregelungen,
vermehrt in den Dialog mit potenziellen Arbeitnehmern einzusteigen
und junge Menschen für einen Beruf in der Pferdewirtschaft
zu begeistern. Zudem sollten im Rahmen der Personalrekrutierung
die verschiedenen digitalen und analogen Wege genutzt werden,
um mit Arbeitnehmern in Kontakt zu treten.
Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,
z.B. Nico Hörmann, Grischa Ludwig oder Daniel Klein für den
Bereich Reining.
Zum
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