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Es hat mehr als sechs Jahre gedauert, das alte
Gesetz aus dem Jahr 1975 zu überarbeiten.
An einem solchen Neuordnungsverfahren sind
zahlreiche Parteien beteiligt, die Arbeitgeber,
die Gewerkschaften, das Kultusministerium,
das Ministerium für Ernährung Landwirtschaft
und Verbraucherschutz, der Bauernverband,
Vertreter der Länder und der Berufsschulen, das
Bundesinstitut für Berufsbildung und dann noch
zahlreiche Sachverständige aus den Verschiedenen
Bereichen der Pferdewelt, wie der Deutschen
Reiterlichen Vereinigung, der Züchter, der
Rennreiter, der Trabrennfahrer, der Gangpferdereiter
und der Westernreiter.
Man kann sich vorstellen, dass es ein langer
Weg ist, bis alles besprochen ist und alle Beteiligten
sich einig sind. Da müssen Formalien eingehalten,
neue politische Vorgaben umgesetzt
und zahlreiche Rahmenbedingungen beachtet
werden.
Als Vertreterin der Westernreiter war das für
mich ein interessanter Einblick in die Welt der
Politik. Manche Sitzungen waren sehr konstruktiv
und effektiv, andere wiederum waren mühsam.
Und ich gebe zu, als Praktikerin, musste ich
lernen wie in der Welt der Gremien und Interessenvertreter
gedacht wird. Aber trotz mancher
Kontroverse wurde immer in offener Weise und
respektvoll miteinander diskutiert. Allen Beteiligten
einte das Bemühen Rahmenbedingungen
für einen Ausbildungsweg zu erschaffen, in dem
junge Menschen umfassend auf einen qualifi -
ziertes Beruf vorbereitet werden.
Ab diesem Sommer wird es den
Pferdewirt jetzt in fünf Fachrichtungen
geben:
1. Haltung und Service
2. Pferdezucht
3. Klassische Reitausbildung
4. Pferderennen
5. Spezialreitweisen
Die Fachrichtung Haltung und Service bildet
im Bereich Pferdehaltung, Stallmanagement
und Pensionspferdehaltung aus. Diese Fachkräfte
sollen sowohl einen Stall führen können mit
allen Anforderungen die daran geknüpft werden
als auch die Pferdebesitzer unterstützen
und ihnen Anleitung im Umgang mit dem Pferd
geben.
Pferdewirte mit der Fachrichtung Pferdezucht
sollen in Gestüten arbeiten und alle erforderlichen
Kenntnisse zur Haltung, Fütterung und
Betreuung von Zuchtpferden, sowie Weidemanagement
usw. erlernen.
In der Fachrichtung Klassische Reitausbildung
werden zukünftige Ausbilder von Pferden und
Reitern im Bereich Dressur und Springen ausgebildet.
Der Bereich Pferderennen unterteilt sich in
solche die im Bereich Galopprennen und Traberrennen
arbeiten.
Und der Bereich Spezialreitweisen bildet
Fachleuten für die Westernreitweise und das
Gangpferdereiten, die jeweils für ihre Reitweise
entsprechend ausgebildet werden.
Die Fachrichtungen sind so konzipiert, dass es
einen übergreifenden Teil gibt, die alle Fachrichtungen
verbindet und die in allen Fachrichtungen
im Wesentlichen schon vor der Zwischenprüfung
gelehrt wird. So soll es dann in Zukunft
möglich sein, nach der Zwischenprüfung die
Fachrichtung zu wechseln zu können, wenn der
Auszubildende feststellt, dass ihm eine andere
Fachrichtung mehr liegt. Das kann ggf. auch mit
dem Wechsel in einen anderen Betrieb verbunden
sein. Die Auszubildenden werden im Dualen
System ausgebildet, d.h. sie lernen im Lehrbetrieb
und in der Berufsschule.
Wer darf ausbilden?
Grundsätzlich darf in Zukunft jeder Pferdewirtschaftsmeister
alle Fachrichtungen ausbilden,
sofern er die erforderlichen Voraussetzungen
dafür nachweisen kann. So darf auch ein Pferdewirtschaftsmeister
Zucht und Haltung in Zukunft
Reiter ausbilden, wenn er über das nötige
Pferdematerial und die nötigen Kenntnisse verfügt.
In unseren Bereich werden also die bislang anerkannten
Ausbildungsbetriebe mit einem Meister
auch ab sofort im Bereich Spezialreitweisen
ausbilden dürfen.
In der Prüfung wird der Azubi im Westernreiten
eine Aufgabe reiten müssen, die Elemente
aus Trail, Reining und Horsemanship enthält,
er wird Unterricht erteilen, er wird im Bereich
Pferdegesundheit und Haltung und weiten Fächern
geprüft werden und u. A. Kenntnisse in
den Regelwerken und dem Sport nachweisen
müssen.
Wer nun in einer Ausbildung ist und die Fachrichtung
wechseln möchte, also die Prüfung im
Bereich Spezialreitweisen ablegen möchte, sollte
mit der zuständigen Landwirtschaftskammer
sprechen und nachfragen, ob er nach der Zwischenprüfung
wechseln kann oder die Lehrzeit
verlängern kann um eine zusätzliche Prüfung in
diesem Fachbereich ablegen zu können.
Man muss sich bewusst sein, dass ein geprüfter
Pferdewirt eine All Around Kraft sein soll, die in
vielen Bereichen einsetzbar sein soll. Wir bilden
nicht allein Sportreiter oder Sporttrainer aus,
sondern Fachleute, die ihn den Westernställen
in Deutschland sowohl qualifi zierten Westernreitunterricht
geben können, als auch Pferde
ausbilden sollen und umfassende Kenntnisse in
der Haltung von Pferden und dadurch Berater
der Pferdebesitzer auf allen Gebieten werden.
Der nächste Schritt wird es sein, eine Meisterprüfung
für die Spezialreitweisen zu entwickeln.
Daran wird nach nun gearbeitet werden müssen.
Sobald ich die Vorgaben für eine solche Prüfung
kenne, werde ich nochmals die Fachleute aus
der Westernreiterei zusammen rufen und wir
werden gemeinsam beraten, wie eine solche
Prüfung aussehen kann. Ein erstes Konzept haben
wir bereits erarbeitet.
Es wäre wünschenswert, dass Fachleute aus
dem Westernreiten, die schon 4-6 Jahre als Reitlehrer
oder Trainer arbeiten die Chance nutzen
als Quereinsteiger die Pferdewirtprüfung abzulegen.
Bei Interesse kann man sich auch in
dieser Frage an die zuständige Landwirtschaftskammer
wenden und nach einer solchen Sondergenehmigung
für die Zulassung zur Prüfung
fragen. Nach der bestandenen Pferdewirtprüfung
kann man nach weiteren 2-3 Jahren im Beruf
die Meisterprüfung ablegen. Wir brauchen
mehr qualifi zierte Ausbilder in unserer Fachrichtung!
Es gibt auf der einen Seite viele Jugendliche,
die eine Ausbildungsstelle suchen und auf
der anderen Seite einen Bedarf an qualifi zierten
Fachkräften.
Eine abgeschlossene Berufsausbildung geht mit
zahlreichen Vorteilen einher, neben dem Wissen
das man sich aneignet, ist man durch die Leistungen
der Berufsgenossenschaft abgesichert,
kann ausbilden und so seine Erfahrung weitergeben.
Es stehen einem ausserdem zahlreiche
Weiterbildungsmöglichkeiten offen.
An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei
der EWU für ihre Unterstützung bedanken, sie
hat die Kosten für zwei Workshops übernommen
und so geholfen die Dinge auf den Weg zu
bringen. Im Verfahren wurde ich dankenswerter
Weise von einer Reihe erfahrender Ausbilder
aus unseren Kreisen unterstützt worden. Auch
die Zusammenarbeit mit der FN war sehr hilfreich,
so wurde uns sowohl ihr Know How als
auch die Räume des DOKR für einige Treffen zur
Verfügung gestellt.
Es war mir eine Ehre als Sachverständige für
die Westernreiter tätig zu sein und ein Anliegen
diesen Beruf für die Pferdewirte aus unserer
Reitweise auf den Weg zu bringen und damit
eine anerkannte Berufsausbildung für unsere
Profi s anzubieten. Und ich bin sehr glücklich,
dass dies nun erfolgreich auf den Weg gebracht
worden ist.
Quelle:
Petra Roth-Leckebusch für westernreiter (EWU)
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