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Offenbar sind immer mehr Pferdebesitzer bereit, ihren Vierbeinern einen wohlverdienten Ruhestand zuzugestehen. Deutschlands Pferde werden nämlich immer älter. Nach aktuellen Schätzungen wächst die Zahl älterer und alter Tiere zusehends, etwa 150.000 bis 200.000 Pferde und Ponys sollen es derzeit sein. In der tierärztlichen Praxis sind laut einer Studie 30 Prozent der Pferdepatienten 15 Jahre und älter, zehn Prozent sogar 20 Jahre und mehr. Dabei ist "alt sein" nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit Krankheit und Gebrechlichkeit. Im Gegenteil: Übermut wird durch Gelassenheit ersetzt, Elastizität weicht Erfahrung und Kraft wird kompensiert durch Geschick - Mehrwerte, mit denen die Pferdesenioren gegenüber ihren jüngeren Artgenossen trumpfen können.
Dennoch stellen ältere Pferde andere Ansprüche an Haltung, Fütterung und Training als die jungen Vierbeiner. Die körperlichen und geistigen Fähigkeiten bauen sich mit der Zeit immer mehr ab. Hormonhaushalt und Stoffwechsel werden instabiler. Nicht selten wird auch der Verdauungsapparat anfälliger für Funktionsstörungen. Besonders optisch verändern sich die Tiere mit zunehmenden Jahren. Der natürliche Alterungsprozess zeigt sich meist zuerst im Exterieur: So wird an Augen, Nasenrücken und Maul das Fell sukzessive grauer, die Konturen des Kopfes wirken schärfer. Bei manchen Pferden senkt sich der Rücken ab.
Mit den körperlichen Einschränkungen verändert sich oftmals auch das Verhalten der Tiere: Die Flexibilität des alten Pferdes in Bezug auf seine Reaktionsfähigkeit lässt nach. Es ist häufig nicht mehr so gut in der Lage, auf Umweltreize adäquat zu reagieren und sich auf verändernde Situationen einzustellen. Die visuelle Wahrnehmung nimmt ab, auch die Leistungsfähigkeit des Gehörs lässt altersbedingt nach. Schließlich wird auch die Feinmotorik der Bewegungen zunehmend eingeschränkter.
Das Hauptziel in der Betreuung alter Pferde ist daher die Erhaltung oder Verbesserung der Lebensqualität. Dies betrifft nicht nur eine art-, sondern vor allem altersgerechte Haltung, eine ausgewogene, angepasste Fütterung, ein gemäßigtes Trainings- bzw. Bewegungsprogramm sowie ein nachhaltiges Gesundheitsmanagement.
Doch auch im Umgang mit dem Pferdesenior sollten die Besitzer ihre eigenen Ansprüche herunterfahren und den Anforderungen ihrer Vierbeiner vermehrt ihr Augenmerk schenken. Vermeintliche Verhaltensanomalien, vorschnell als Altersdemenz oder -sturheit interpretiert, erscheinen bei einem Perspektivenwechsel unter einem ganz neuen Licht: Wenn sich aufgrund einer zunehmend eingeschränkten Herz- und Lungenfunktion die Leistungsfähigkeit verringert, vorschnelle Ermüdungserscheinungen und eventuell sogar Kurzatmigkeit auftreten, reduziert das Pferd ganz automatisch sein Aktionslevel. Mancher Vierbeiner zeigt sich mit den Jahren auch deutlich ängstlicher und/oder weist eine vermehrte Schreckhaftigkeit auf. Dies kann ein Hinweis auf eine nachlassende Sinnesleistung sein.
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z.B. Dr. Ines von Butler-Wemken für den Bereich Vererbung/Genetik.
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